Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Oberndorf 1895 - 1945

 

Die ersten Freiwilligen Feuerwehren in Niederösterreich entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zunächst nur in den Städten. Im Mai 1865 wurde in Baden der erste NÖ Landesfeuerwehrtag abgehalten, dort vereinigten sich die NÖ Feuerwehren zum "Verband der Freiwilligen Feuerwehren von Niederösterreich".

 

Eine große Organisiation getragen von Idealen wie Hilftsbereitschaft, Mut und Kameradschaft war entstanden und hatte begonnen sich zu entwickeln. 

 

Auch in unserer Gemeinde wurde bereits unter Bürgermeister Josef Reis die Gründung einer Feuerwehr angeregt, es fehlte jedoch am nötigen Grundstück zum Bau eines Spritzenhauses. 

 

Im Jahre 1893 bildet sich ein Gründungskomitee in Anzbach, doch bereitete nicht nur die Aufbringung der finanziellen Mittel Schwierigkeiten, auch andere Probleme erwiesen sich zu diesem Zeitpunkt als nicht lösbar.

 

Es waren Herr Josef ENGELMANN und Herr Florian RATZENBERGER, beide aus Unter-Oberndorf, welche sich dann wie es in der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Oberndorf heißt, "der Feuerwehrsache sehr warm angenommen hatten" und so wurde am 3. März 1895 eine Vorversammlung abgehalten.  Einstimmig wurde dort die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr Unter-Oberndorf beschlossen und ein Gründungskomitee gewählt. Es bestand aus den Herren : 

Josef Engelmann, Hausbesitzer in Unter-Oberndorf

Florian Ratzenberger, Hausbesitzer in Unter-Oberndorf

Paul Bastian, Hausbesitzer in Unter-Oberndorf

Franz Reiss, Bäckermeister und Hausbesitzer in Unter-Oberndorf

Johann Schwab, Bürgermeister und Hausbesitzer in Groß Raßberg

Anton Maller, Lehrer in Anzbach

 

Dieses Komitee hatte nun die Aufgabe, Schritte zu unternehmen, um Geldmittel aufzubringen, Statuten abzufassen, Löschgeräte anzukaufen, etc.

 

Schon am 23. März 1895 fand die konstituierende Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Oberndorf statt und der Feuerwehrausschuss wurde wie folgt gewählt: 

Hauptmann: Josef Engelmann

Hauptmann-Stellvertreter: Franz Reiss

Schriftführer: Anton Maller

Kassier: Josef Hartmann

Obersteiger: Leopold Schramseis

Spritzenmeister: Josef Zeidler

Requisitenmeister: Anton Raab

Ausschuss: Josef Schatzl

Ausschuss: Florian Ratzenberger

Ausschuss: Johann Schwab

 

 

Herr Josef Maller wurde ersucht, die Stelle eines Exerziermeisters anzunehmen, zu Hornisten wurden Leopold Weißmann in Groß Raßberg, Josef Matzner und Johann Postolka in Unter-Oberndorf sowie Karl Leiß in Furth gewählt.

 

Als weitere Gründungsmitglieder sind in der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Oberndorf verzeichnet:

Burgstaller Peter, Temper Michael, Temper Franz, Zeidler Josef jun., Popelka Josef, Postolka Johann, Engelmann Leopold, Engelmann Anton, Reiss Franz, Reiss Josef, Leiss Karl, Agl Josef, Matzner Josef, Kießling Josef, Sitte Rudolf, Schwab Franz, Weißmann Leopold, Kindler Leopold, Haupt Leopold

 

Der Wahlspruch der neugegründeten Freiwilligen Feuerwehr lautete: 

"GOTT ZU EHR, DEM NÄCHSTEN ZUR WEHR!" 

 

Zum Sammeln von Beiträgen zur Anschaffung von Löschgeräten wurden Josef Engelmann, Florian Ratzenberger, Johann Schwab und Anton Maller bestimmt. Die Chronik nennt namentlich über 200 Spender, welche dazu beigetragen haben, dass die neugegründete Feuerwehr erste Ausrüstungsstücke erwerben konnte.

 

Bei der Fa. Kernreuter, Wien, wurde um 1.050 Gulden eine zweistrahlige Saugspritze angekauft, welche am 4. Mai 1895 feierlich nach Unter-Oberndorf gebracht wurde. Die Vorbereitungen für dieses Fest erforderten viel Mühe. Die Anschaffung der vorschriftsmäßigen Uniformen (Kappe, Bluse, Helm, Überschwung, Hacke - wobei Kappen und Blusen von den Feuerwehrmännern selbst zu bezahlen waren) und der Ankauf einer zweiteiligen Hakenleiter wurde bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 21. April 1895 beschlossen.

 

Ein Hinweis auf das mehr als beachtliche Tempo der Gründungsmitglieder erscheint hier angebracht, wenn man bedenkt, was diese in zwei bis drei Monaten geleistet haben!

 

Bereits am 9. Juni 1895 hatte die junge Feuerwehr die erste Gelegenheit bei einem Brandeinsatz in Groß Raßberg die Feuertaufe zu erhalten. Sie bewährte sich bestens.

 

Um weitere finanzielle Mittel aufzubringen wurde ein Preisschnapsen veranstaltet und bereits am 2. Februar 1896 fand das erste Feuerwehrkränzchen statt. Der Eintritt betrug eine Krone und für den Fall eines Defizits wurde vereinbart, dass jeder Feuerwehrmann einen Teil zu übernehmen hatte. In der Folge wurden immer wieder Feuerwehrbälle, Gartenfeste usw. veranstaltet und die Feuerwehr war nun auch zu einem bedeutenden Faktor des gesellschaftlichen Lebens in der Gemeinde geworden.

 

Im Mai 1898 nahmen zehn Mann in Paradeuniform am Jubelfest seiner Majestät Kaiser Franz Joseph in Wien teil. Am 6. Juni 1901 wurde laut Protokoll beschlossen, dass jeder Feuerwehrmann dem es möglich ist, zum Fronleichnamsfeste in Anzbach zur Parade ausrückt. Diesem Beschluss entsprechend, rücken die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Oberndorf seit über 100 Jahren zu den Feierlichkeiten anlässlich des Fronleichnamsfestes aus. Die Chronik berichtet auch von einem großen Fest anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubläums unseres Kaisers im Jahre 1908, welche die Freiwillige Feuerwehr Unter-Oberndorf "... mit den Bewohnern sowie den zur Sommerfrische sich hier befindlichen Parteien ..." veranstaltete.

 

 

Immer wieder waren die Verantwortlichen bemüht, die Ausrüstung zu verbessern und zu erneuern. Eine große Anschaffung war der neue Hydrophor, welcher bereits im Jahre 1905 beschlossen, doch erst im Jahre 1909 mit Subvention bewilligt, bestellt und im Jahre 1910 geliefert wurde. Die erste Übung fand am 3. April 1910 statt, die Bezugsfirma Kernreuter stellte einen "Instruktor" bei. Die Hydrophore dienten zum Zubringen des benötigten Löschwassers zur eigentlichen Feuerspritze, konnten aber auch als kleine Feuerspritzen Verwendung finden. Im Jahre 1913 berichtet die Chronik noch von einem großen Fest, welches die FF Unter-Oberndorf aus Anlass des 100jährigen Gedenkens der Völkerschlacht bei Leipzig veranstaltete.

 

Bei der Vorbesprechung für den letzten Feuerwehrball vor dem 1. Weltkrieg im Jänner 1914 wurde im Protokoll vermerkt, dass der Herr Hauptmann besonders betont, dass sich die Feuerwehrmänner, um ihren Respekt aufrecht zu erhalten, sich nüchtern zu verhalten haben. Weiters habe beim Losverkauf mit jedem Fräulein ein Feuerwehrmann mitzugehen.

 

Es folgten die Kriegsjahre 1914-1918 in deren Verlauf drei Viertel der Mannschaft eingerückt waren. Zwei Kameraden waren als Gefallene zu beklagen.

 

Gleich nach Ende des Krieges trieb man den weiteren Ausbau der Feuerwehr voran. Es wurde das auf dem von der Familie Schwab zur Verfügung gestellten Grundstück gebaute Gerätehaus erweitert sowie eine Sirene, eine Glocke und eine Fahne angekauft. Diese Fahne begleitet auch heute noch jedes Jahr die Unter-Oberndorfer Feuerwehrkameraden beim Gang zum Friedhof, um anlässlich der Florianifeier unserer verstorbenen Kameraden zu gedenken.

 

Im Jahre 1920 wurde das 25-jährige Gründungsfest gefeiert, gleichzeitig hielt man auch den Bezirksfeuerwehrtag ab. Die vorgeschriebene Übung fiel glänzend aus, was auch allgemeines Lob eintrug. Josef Engelmann, Leopold Weißmann, Josef Zeidler, Johann Postolka, Karl Leiss, Rudolf Sitte und Josef Matzner erhielten Diplome für ihre 25-jährige ununterbrochene Dienstzeit.

 

Von der Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer Feuerwehr zeigt eine Eintragung in der Chronik aus dem Jahre 1921. "Durch die Opfermütigkeit der Bevölkerung und der Feuerwehr kam zu Stande, dass unser Spritzenhaus wieder zu einer Glocke kam. Das Spritzenhaus war sehr schön dekoriert, sowie auch die Glocke...".

 

Herr Josef Engelmann, welcher vom Gründungstag an 27 Jahre hindurch Hauptmann der FF Unter-Oberndorf gewesen war, legte am 5. März 1922 aus Altersgründen sein Amt zurück und wurde in Würdigung seiner ganz außerordentlichen Verdienste zum Ehrenhauptmann ernannt.

 

 

Auch unter seinem Nachfolger, Herrn Anton Engelmann, war die FF Unter-Oberndorf immer bestrebt ihre Ausrüstung zu verbessern. Im Jahre 1925 wurde in die Kernreuterspritze ein Motor eingebaut. Die Kosten dafür beliefen sich auf 6.224,- Schilling, diese waren in drei Ratenzahlungen aufzubringen. Nachdem für die zweite und dritte Rate kein Geld mehr in der Kassa war, wurde von den Feuerwehrmitgliedern der benötigte Geldbetrag zum jeweiligen Zinsfuß der Sparkassen ausgeborgt.

 

Eine weitere bedeutende Anschaffung war ein Aggregat der Fa. Rosenbauer im Jahre 1935. Diese Pumpe wurde in den 90iger Jahren von Mitgliedern der FF Unter-Oberndorf in Eigenregie restauriert und ist auch heute noch voll funktionsfähig.

 

Am 12. Februar 1939 fand laut Protokoll die letzte Vollversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Oberndorf vor dem Zweiten Weltkrieg statt. Von der Reichsführung wurden bereits neue gesetzliche Bestimmungen erlassen, wonach keine Neuwahlen mehr durchgeführt werden durften. Gegen Ende des Jahres musste auch das Geld der Feuerwehr an den Markt Maria Anzbach abgeliefert werden.

 

Der 50. Geburtstag der FF Unter-Oberndorf war der 23. März 1945.